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Viehzuchtverein Kleinwalsertal

Aus der Geschichte der Viehzuchtvereine des Kleinwalsertales

von Chronist Stefan Heim

Vor 30 Jahren wurde der Viehzuchtverein Kleinwalsertal gegründet. Die Gründung des Vereins im Jahr 1979 markiert allerdings nicht den Beginn der organisierten Viehzucht im Tal, sondern kann als ein Neubeginn der Walser Viehzüchter gesehen werden. Bereits vor über 100 Jahren haben die Bauern erkannt, dass man nur über eine gezielte Zucht mehr Milch und Fleisch erreicht und dadurch der Erlös gesteigert werden kann.

 

Am 17. April 1894 gründeten 12 Viehzüchter von Mittelberg die 5. Vorarlberger Viehzuchtgenossenschaft mit Sitz in Mittelberg. Gedeon Bernhard Fritz (Obmann), Daniel Heim, Franz Fritz von Mittelberg sowie Josef Maierhofer und David Berchtold aus Hirschegg bildeten die erste Verwaltung. Leider ist nicht bekannt, ob die Protokolle aus der Anfangszeit, die in einem Artikel im Walser Nr. 35 vom 29. August 1964 erwähnt werden,  noch existieren. Laut diesem Bericht wuchs die Zahl der Mitglieder von ursprünglich 16 im ersten Jahrzehnt auf 34 und im zweiten Jahrzehnt auf 44 an. Als Blütezeit kann die Zeit von 1904 bis 1914 und von 1923 bis 1930 angesehen werden. Dazwischen machte den Züchtern der 1. Weltkrieg und die Inflation zu schaffen.

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Viehmarkt in Riezlern

Die Notwendigkeit der Gründung eines Viehzuchtvereines in Riezlern wurde im Herbst 1926 anlässlich der damals stattfindenden Viehprämierung besprochen, als dort bekannt wurde, dass in Zukunft nur mehr Tiere von Mitgliedern eines Viehzuchtvereins bzw. Viehzuchtgenossenschaft zur Prämierung zugelassen werden. Altlehrer Othmar Müller berief am 17. Oktober 1926 eine Versammlung im Gasthof Engel in Riezlern ein und gründete zusammen mit 14 weiteren Viehbesitzern den Viehzuchtverein Riezlern. Als erster Obmann wurde Kaspar Felder und zum Zuchtbuchführer Othmar Müller gewählt. Im Jänner 1927 besitzt der Verein bereits 20 Mitglieder und verfügt über 33 Buch- und 4 Vereinstiere. Vorarlberger Landesarchiv, AVLReg. Ia, 298/1927

In Hirschegg wurde am 19. Mai 1927 durch Jodok Anton Felder eine Versammlung ins Gasthof Kreuz einberufen. Zusammen mit 18 weiteren Viehbesitzern wurde der Viehzuchtverein Hirschegg ins Leben gerufen und Jodok Felder zum ersten Obmann und Franz Josef Kessler zum Zuchtbuchführer gewählt. Am 30. Juli 1927 zählte der Verein 19 Mitglieder und verfügte über 40 Buch- und 3 Vereinstiere.Vorarlberger Landesarchiv, AVLReg. Ia, 1846/1927

Am 2. April 1933 wurde die Viehzuchtgenossenschaft Mittelberg aufgelöst und gleichzeitig der Viehzuchtverein Mittelberg gegründet. 20 Mitglieder wurden am 25. September 1933 an die Bezirkshauptmannschaft in Bregenz gemeldet. Die neuen Statuten wurden am 15. Oktober 1934 von der Landeshauptmannschaft bestätigt.Vorarlberger Landesarchiv, AVLReg. Ia, 1916/1934

Zweck des Vereines ist die Hebung der Viehzucht im allgemeinen, namentlich aber die Züchtung auf die allgemeinen Rassemerkmale des Vorarlberger graubraunen Gebirgsviehes (Montafoner), insbesondere auf gute Formen, hohe Milchleistung nach Menge und Güte, mittelschweres Körpergewicht bei unbedingter Erhaltung einer der Ernährung im Gebirge angepassten kräftigen (robusten) Konstitution.Vorarlberger Landesarchiv, AVLReg. Ia, 1916/1934, Statuten des Viehzuchtvereines Mittelberg, 1934

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Prämierung im Dürenboden

Damals lebte noch ein großer Teil der Walser Bevölkerung von der Landwirtschaft. Die drei Viehzuchtvereine erlebten einen Aufschwung, da fast alle Landwirte Mitglieder wurden. Das Walser Vieh hatte einen guten Ruf und war bei den Allgäuer Bauern und Viehhändlern gefragt. Nach dem Anschluss der Gemeinde Mittelberg an den Gau Schwaben wurden die Vereine aufgelöst und dem Tierzuchtamt Kempten angeschlossen. Der zweite Weltkrieg brachte die Viehzucht völlig zum Erliegen.

Im Jahr 1946 gab es im Kleinwalsertal 294 Landwirte und 1947 wurden die drei Viehzuchtvereine wieder vom Vorarlberger Braunviehzuchtverband aufgenommen. Nach zwölfjähriger Kriegspause war am 5. Oktober 1949 wieder eine Prämierung zu der 204 Tiere aufgetrieben wurden.

 

Am 6. Oktober 1964 feierte der Viehzuchtverein Mittelberg sein 70-jähriges Bestehen mit einer großen Viehprämierung in der Nähe des Cafe Anna. Es wurden damals 160 Tiere aufgetrieben und die Mühen der Züchter bei einem „Bauernfestabend“ in der Mittelberger Turnhalle belohnt.

Die Viehzuchtvereine Hirschegg und Riezlern feierten am 23. September 1977 ihr 50-jähriges Bestehen. Laut einem Bericht im Gemeindeblatt „Der Walser“ konnten in den Nachkriegsjahren die Höchststände an Mitgliedern und Buchtieren verzeichnet werden. Der Viehzuchtverein Riezlern zählte im Jahr 1946 den Höchststand von 52 Mitgliedern mit 159 Buchtieren. In Hirschegg stieg die Zahl in den Nachkriegsjahren auf 34 Mitglieder und 140 Buchtiere. Doch nicht nur Erfolge konnten die Viehzuchtvereine verbuchen, sondern sie mussten auch schwierige Zeiten, wie die Kriegsjahre mit Zwangsablieferung, die geldwertlose Zeit und die spätere Tbc-Säuberung durchmachen. „Der Walser“, Amtsblatt der Gemeinde Mittelberg, Nr. 38 vom 23.09.1977

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Viehmarkt

Durch den immer größer werdenden Rückgang der Landwirtschaft in den 60-er und 70-er Jahren wurde die Aufrechterhaltung der drei einzelnen Vereine immer schwieriger. Die drei Vereine wurden aufgelöst und der Landwirtschaftsreferent und Obmann des Viehzuchtvereins Riezlern Erwin Kessler lud am 19. November 1979 die Mitglieder zur Gründungsversammlung des Viehzuchtvereins Kleinwalsertal ein. Mit überwältigender Mehrheit wurde Rupert Senn zum Obmann des neuen Vereines gewählt.

Nach 10 Jahren konnte bei der Jubiläumsausstellung im Jahr 1989 eine Rekordbeteiligung verzeichnet werden. Siebzehn Züchter trieben 89 Stück Vieh auf. Die Kommission stellte den Walser Züchtern einen Aufwärtstrend in ihren züchterischen Bemühungen und Leistungen aus. So konnte eine 20-prozentige Steigerung der in die Kategorie I eingestuften Kühe verzeichnet werden. 65% aller aufgetriebenen Tiere wurden mit der Zuchtwertklasse I bedacht.„Der Walser“, Amtsblatt der Gemeinde Mittelberg, Nr. 40 vom 06.10.1989

Das 20-jährige Jubiläum wurde am 2. Oktober 1999 gebührend gefeiert. Das Wetter zeigte sich von der allerbesten Seite und die Prämierung konnte einen Rekordauftrieb von 16 Landwirten mit insgesamt 123 Stück Vieh verzeichnen. Erstmals wurden auch die einjährigen Kälber prämiert. Große Bewunderung rief der sogenannte „Glockenwagen“ hervor. Von einem Traktor Baujahr 1939 gezogen, wurden auf einem Anhänger alle gestifteten Glocken, Schellen und Bommera präsentiert, die dann am Abend beim „Buuraball“ an die einzelnen Auftreiber übergeben wurden.„Der Walser“, Amtsblatt der Gemeinde Mittelberg, Nr. 40 vom 08.10.1999

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Die Jahresstatistik der Gemeinde Mittelberg zählt für das Jahr 2008 62 Viehhalter mit 621 Rindern (davon 270 Kühe), 541 Schafe und Ziegen, 72 Schweine und 106 Pferde. Im Jubiläumsjahr 2009 hat der Viehzuchtverein Kleinwalsertal 29 Mitglieder. Der Grundgedanke, gutes Vieh zu züchten, der hier im Tal von alters her gepflegt wurde, ist Gott sei Dank bis heute erhalten geblieben.

Schöne Erfolge konnte der Viehzuchtverein mit seinem Mitglied Oskar Feurstein feiern. Er war jedes Mal mit seiner Siegerkuh vom Dürenboden beim Landes Championat und erreichte  im Jahr 2006 den zweiten Preis bei den Jungkühen und konnte im Jahr 2008 bei den Altkühen mit der „Jetway Tochter Fröhlich“ das Siegertier stellen.

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